6 Monate Vanlife

Wie die Schattenseiten von Corona das Leben on the Road verändert haben. Und wie ich das Vanlife schätzen gelernt haben.
Endlich wieder am Meer - Vanlife mit Sonnenuntergang in der Bretagne

Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, erst war noch April und ich bin in mein Posti gezogen und jetzt sitze ich hier in der Toskana am Meer komplett im Vanlife-Lifestyle angekommen und schreibe diesen Artikel. Seither ist viel passiert …

Der Beginn (Lockdown):

Ende März 2020 bin ich in meinen Van gezogen, geplant war eine 5-monatige Reise nach Griechenland und durch den Balkan wieder nach Hause. Aber 2020 hatte andere Pläne, das kleine Monster „Corona“ hat alle in Angst und Schrecken versetzt. Ich bin aus der WG ausgezogen, als gerade der Lockdown kam, alle sollen zu Hause bleiben und was mache ich? Mein neues Zuhause ist jetzt auf Rädern und nur 13 m³ gross. Also reiste ich ein wenig in der Schweiz herum, musst aber schnell merken, dass ich von allen Seiten schräg angesehen werde, von Leuten beschimpft werde „ich solle zurück in meinen Kanton verschwinden, ich bringe nur Corona“. Zudem war der April noch Sch*sse kalt, ich habe zwar eine Standheizung, aber trotzdem, schön war anders.

Kalter April-Tag in der Schweiz im Van verbracht beim Start von 6 Monaten Vanlife

Ich musste schnell feststellen, dass Vanlife in der Schweiz nicht gleich Vanlife in Portugal war, was ich mir von dem letzten Sommer gewohnt war. Freistehen ist grundsätzlich in der Schweiz verboten, nur wenige Kantone erlauben ein 24h wildes Campieren. Zwangsmässig, war ich also immer mal wieder bei meinen Eltern auf dem Parkplatz zu Hause. Nicht gerade das, was ich mir von 5 Monaten Auszeit erwartet hätte. Schlechtes Wetter und im Hinterkopf ständige der Gedanke „du könntest jetzt auch bei 30 Grad in Griechenland am Strand liegen“ hatten mich komplett frustriert. 
Zum Glück habe ich einige Freunde, die auch einen Bus haben, also begannen Ausflüge durch die Schweiz mit den Vans, ich lernte neue Leute kennen, die Vollzeit im Camper leben und langsam lerne ich mich in der Schweiz im Bus wohl zuführen. 

Mai - der Camper Boom

Anfangs Lockdown waren kaum Menschen im Camper unterwegs oder machten Ausflüge. Dies änderte sich schlagartige, als die sommerlichen Temperaturen und die verlängerten Wochenenden kamen. Jeder, der einen Bus (vor allem VW-Bus) hatte, fuhr los. Hauptsache „Abstand halten“ zu den anderen. Schöne Orte, wo ich zu Beginn, mehrere Tage alleine war, musste ich plötzlich mit 20 anderen Campern teilen. Grundsätzlich feiere ich jeden und vor allem jede, die mit dem Van einfach loszieht, aber damit begannen auch die Probleme.

neues Verbotsschild auf einer Bergwiese, Danke Corona - Vanlife in der Schweiz

Die Schweiz ist nicht auf das Freistehen von vielen Campern ausgelegt, da alle Campingplätze noch geschlossen sind, fehlte schlichtweg die Alternative. Die schönsten Plätze wurden geschlossen, weil überall Toilettenpapier liegt, dem Bergbauern die Wiesen verschissen werden, Müll liegen gelassen wird und privat Strassen/Wiesen befahren wurden ohne Erlaubnis. 

In dieser Zeit schämte ich mich wirklich einen Camper zu besitzen und darin zu leben. 
Allgemein war der Mai für mich eine harte Zeit, Job gekündigt, Wohnung untervermietet, Mamas Wohnung ausräumen (auch dieses Zuhause/Zuflucht ist gekündigt) in der Schweiz festsitzen, keine Pläne schmieden können. Wer bin ich überhaupt und was will ich von meinem Leben eigentlich? Wie soll es beruflich weitergehen? Und dann noch die Liebe …

Juni - es muss sich was verändern

Mir wurde schnell klar, es musste sich dringt was ändern. Ich brauche wieder eine Aufgabe. Natürlich, ich mache jeden Tag Sport, mein neues Bike hat schon einige Km hinter sich. Nur was soll ich tun? Da nur ich diese eine Frage beantworten kann, begann ich mit dem Meditieren. Seither meditiere ich jeden Morgen. Ich habe gelernt, die Zeit für mich selber schätzen zu lernen. Ich merke, wie meine innere Einstellung dem Leben gegenüber sich anfängt zu verändert. Mir wurde bewusst, ich will etwas verändern, nicht nur für mich, sondern auch für viele andere. Ich möchte mit einem Blog starten, zum Thema Vanlife. Anderen Mädels ermutigen, diesen Schritt zu wagen, einen Camper Ausbau und losziehen.

Juli - Camper Auszeit auf Kos

Barkeeper-Diplom erhalten von EBS in Kos

Bevor dieses Projekt „Vanlife – Blog“ richtig starten konnte, ging Mitte Juli erst mal mein Flieger nach Kos. 4 Wochen EBS – European Bartender School, seit 5 Jahren spreche davon, irgendwann werde ich Barkeeper und mache eine Wintersaison im Skigebiet. Also wieso nicht heute diesen Plan umsetzen. Schliesslich habe ich diesen Frühling nach 10 Jahren endlich mein Tattoo stechen lassen. Griechenland und wieder in der Schule zu sein, war eine richtige Herausforderung. Aber das Tragische an allem war, wie heftig ich meinen Bus und das Leben im Van vermisst hatte. Meine Mitbewohnerin verdrehten nur noch die Augen, fast täglich sagte ich „hätte ich jetzt meinen Bus, dann ….“ Ich vermisste mein „Zuhause“, immer alles mit dabei zu haben, mein eigenes Essen, meine eigenen 4 Wände, mein Rückzugsort. Ich erkundete die Insel und dachte nur: Das wäre ein schöner Ort zum Übernachten. Hier wäre es toll zum Biken/ Stand-up-paddeln. Oder diesen Berg hochfahren und die Aussicht geniessen. 

August - mit neuer Energie zurück

Vroni sitzt vor ihrem Van und arbeitet am Laptop an der Webseite von Vroni's VanlifeVoller Tatendrang kam ich Mitte August wieder nach Hause und drehte sofort eine Runde durch die Schweiz, natürlich in meinem Bus. 

Ich begann mit der Webseite für diesen Blog. Fing an, mir Gedanken zu machen, wie ich eigentlich all den Mädels helfen kann. Langsam begann die einfache Vorstellung vom Blog immer konkreter zu werden. 
Da ich zu einem Vorstellungsgespräch ins Engadin eingeladen wurde, wurde mein Arbeits-Flow wieder mal unterbrochen, aber für einen Traum-Job im Winter mache ich natürlich gerne Schreib-Pause und der Bernina ist einfach traumhaft zum Biken. 

September - endlich Meer

Schnelle Autos auf einer Rennstrecke - DriftenMit Job in der Tasche und einigermassen entspannter Corona-Lage ging es ab nach Frankreich. Zuerst Driften, ja richtig gehört, mit schnellen Autos über eine Piste brettern und um die Kurve schleifen. Nach 3 Tagen war das Abenteuer mit meiner Schwester und ihren Freunden vorbei. Ich muss zugeben, es hat nicht nur Spass gemacht, sondern auch meine Autofahrt Künste verbessert (ich brettere jetzt wie ein einheimischer Sarde durch die Küstenstrassen der Insel). Weiter ging es für mich Richtung Bordeaux, endlich wieder ans Meer, Surfen, so wie ich mir Vanlife gewöhnt war. Spanien ist leider noch zu, aber Frankreich tut es auch. Nach einer Woche am selben Platz in Sur-Lac-Sur-Meer gab das BAG mal wieder neue Richtlinie heraus, das bedeutet flüchten, raus aus der roten Zone und ab in die Bretagne. Vanlife Freunde treffen, surfen und Leben geniessen. Ende Monat ging’s dann zum Glück ohne Quarantäne ab nach Luzern, Möbel aus der WG räumen, Freunde treffen und schon ging es weiter.

Oktober - Insel Time again

Vroni am Biken auf der Insel Sardinien

Die letzten 2 Jahre verbrachte ich jeweils 2 Wochen auf Sardinien mit Freunden. Also wollte ich dieses Jahr wieder da hinfahren, denn Sommer noch etwas verlängern, Freunde auf der Insel treffen, Surfen, Stand-up-paddeln und vor allem Zeit für meinen Blog haben. Ich glaube das BAG hat was gegen meine Reisepläne, denn Sardinien steht jetzt auch auf der Roten Liste. Was mich noch nicht gross stören würde, aber Sardinien will wieder die Flug- & Fährverbindungen schliessen. Also wieder schnell weg von der Insel und ab in die Toskana.

Mein Fazit:

Freunde Treffen unterwegs, Vroni steckt ihren Kopf aus dem Bus

Vanlife hat nicht nur die schönen Seiten, es kann unheimlich anstrengend und frustrierend sein. Und doch möchte ich keine Sekunde missen. Das Leben im Van hat mich verändert, die einfachsten Dinge (wie Duschen) haben mich herausgefordert, haben mich zweifeln lassen. Ich habe gelernt, dass ich viel stärker bin, als ich eigentlich dachte. Jeden Tag darf ich neue Dinge lernen, die Natur geniessen und das Gefühl von Freiheit leben. Vanlife hat mich geerdet, es hat mich zu mir selber geführt. Ich habe begonnen, bewusster und gesunder zu leben. Ich habe so unzählige inspirierende Menschen unterwegs getroffen. Habe die Vorteile vom Langsam-Reisen kenne gelernt, gemerkt, dass weniger mehr ist (im Winter werden definitiv einige Dinge aus dem Van fliegen). Ich bin für jede Erfahrung, jede Sekunde im Van dankbar. Denn es ist mein Leben und meine Entscheidung, wie ich es leben will.

Mein Tipp für dich:

  • Toilette im Van ein absolutes Muss!
  • Lass dich vom Vanlife treiben 
  • Nimm dir Zeit für dich, um dich selber kennenzulernen
Ich hoffe, mein letztes halbes Jahr, konnte dich inspirieren, selber loszuziehen, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Was hast du in deinen ersten Monaten unterwegs erlebt? Wie hat dich das Vanlife verändert? Schreib mir in den Kommentar, ich bin gespannt, wie du das Vanlife erlebst. 
 
Schau auch mal unter der Vangirl Lifestyle-Seite vorbei, da findest du noch weiter hilfreiche Tipps rund um das Leben unterwegs. 
 
Deine Vroni
Vroni schaut aus dem Camper Van, Autorin dieses Vanlife-Blogs
Hi, ich bin Vroni

Hier verrate ich dir meine Lieblingsrezepte aus dem Camper. Seit 2017 bin ich nun schon mit dem Van in Europa unterwegs und begeistere junge Frauen, ihren eigenen Camper Traum wahl werden zu lassen.

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vroni@vrons-vanlife.ch

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Wie die Schattenseiten von Corona das Leben on the Road verändert haben. Und wie ich das Vanlife schätzen gelernt haben.